Weihnachts- und Neujahrsgruß
Mit Mut und Zuversicht gemeinsam für Schlesien
Von Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien
Liebe Landsleute, liebe Freunde Schlesiens,
ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Im 69. Jahr nach dem Beginn der Vertreibung haben sich die Vertreter Ihrer Landes- und Mitgliedsverbände in unserer Landsmannschaft Schlesien mit Mehrheit für einen Generationswechsel an der Spitze unserer Landsmannschaft Schlesien ausgesprochen, der von der Bundesdelegiertenversammlung in Görlitz bestätigt wurde. Damit wurden die Weichen für eine gute Zukunft unserer Gemeinschaft gestellt. Die jahrhundertealte deutsche Geschichte unserer Heimat Schlesien ist nicht zu Ende. Auch die Vertreibung von fast 4 Millionen Schlesiern und die Verwüstung unserer Heimat halten uns nicht davon ab, unsere Heimat zu lieben, ihr Erbe zu bewahren und die Zukunft Schlesiens zu beeinflussen. Im geschäftsführenden Bundesvorstand sind nun mehrheitlich Schlesier, die die Vertreibung nicht mehr selbst erlebt haben. Die Kinder- und Enkelgeneration übernimmt mehr und mehr die Verantwortung.
Das Verhältnis zur Landesregierung unseres Patenlandes Niedersachsen hat sich deutlich verbessert und ist intensiver geworden. Mit allen Parteien im niedersächsischen Landtag konnte ich inzwischen sprechen. Die Förderung des Landes Niedersachsen für unsere Projekte ist sehr stark gestiegen, wenn auch zugegebener Maßen im Vergleich zu anderen Bundesländern noch auf sehr niedrigem Niveau.
Insgesamt ist die Hinwendung von Politik und Öffentlichkeit zu uns Vertriebenen etwas besser geworden. Die Aufmerksamkeit für die Defizite bei der Minderheitenpolitik zugunsten unserer heimatverbliebenen Landsleute in Schlesien ist gestiegen. Jetzt müssen Taten folgen und Kindergärten sowie Grundschulen mit muttersprachlichem Unterricht angeboten werden.
Die Zwangsarbeiterfrage ist bei der Bundeskanzlerin angekommen. Während der letzten Bundesversammlung der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU/CSU hat sie die deutschen Zwangsarbeiter angesprochen, doch bei Worten alleine darf es nicht bleiben. Nun müssen daraus auch die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden. Im Interesse aller sollten sich die polnische und die deutsche Regierung schnellstmöglich auf eine Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter einigen.
Auch eine unwürdig lange Debatte um einen nationalen Gedenktag für die deutschen Heimatvertriebenen dürfte ein vorläufiges Ende gefunden haben. Der Weltflüchtlingstag ist kein Termin, den die Vertriebenenverbände wollten, jedoch Erika Steinbach als scheidende BdV-Präsidentin wollte wohl nicht mehr die Geduld aufbringen, bis sich weitere Bundesländer an die Gedenktagstermine von Bayern, Hessen und Sachsen angeschlossen hätten. Der Kompromiss, den Weltflüchtlingstag auch als nationalen Gedenktag zu wählen, ist ein fauler und unsensibler Kompromiss. Er folgt einer Linie bundesdeutscher Politik der letzten Jahre, in der eigene nationale Identität zurückgedrängt wird zugunsten einer identitätslosen, globalen, multikulturellen Sichtweise. Dass dies auf Dauer eine undemokratische und der Freiheit zuwiderlaufende Sichtweise ist, wird hoffentlich noch rechtzeitig bemerkt.
25 Jahre nach dem Fall der Mauer konnte auch in Schlesien viel geschehen. Inzwischen ist Schlesien nicht mehr „der wilde Osten“, sondern ein für Touristen, für Studenten und für Unternehmer immer interessanter werdendes Land mitten in Europa. Es bleibt unser Schlesien und unsere Heimat. Deshalb ist es wichtig, mit unseren polnischen Nachbarn in Schlesien ein gutes Verhältnis zu haben. Beide, ob Polen oder Deutsche, haben ein Interesse an der Entwicklung Schlesiens. Innerhalb Polens bildet sich neuerdings ein starkes schlesisches Selbstbewusstsein als Gegengewicht zur Warschauer Zentralregierung. Das ist mir sympathisch, denn wenn wir Europa ernst nehmen, dann hat eine dauerhafte europäische Gemeinschaft nur dann eine Zukunft, wenn die regionale Identität sowie die nationale Identität stark sind. Totalitäre Staatsformen, wie das Dritte Reich, Sowjetrussland und das nationalistisch-kommunistische Polen haben den Menschen immer wieder großes Leid gebracht.
Am 07. November dieses Jahres fand in Berlin ebenfalls ein Generationenwechsel an der Spitze des Bundes der Vertriebenen (BdV) statt. Als Nachfolger von Erika Steinbach MdB, die den BdV 16 Jahre führte, wurde der in München ansässige Siebenbürger Sachse Dr. Bernd Fabritius MdB gewählt. Erstmals wurde mit mir seit Dr. Herbert Hupka wieder ein Bundesvorsitzender unserer Landsmannschaft als Vizepräsident unseres Dachverbandes gewählt. Auch das ist ein wichtiges Signal für den stärker gewordenen Einfluss, den wir Schlesier im BdV gewonnen haben.
Und so gehen der geschäftsführende Bundesvorstand und ich mit großer Zuversicht in das nächste Jahr und laden Sie ein, unsere Zuversicht mit Tatkraft zu teilen. Viele Aufgaben liegen vor uns: die Neustrukturierung unserer Landsmannschaft, die breitere Aufstellung besonders in der jüngeren Generation und die weitere finanzielle Konsolidierung, wofür wir jede Spende gut gebrauchen können! Junge und alte Schlesier laden wir sehr herzlich ein, die Zukunft Schlesiens und unserer Landsmannschaft mitzugestalten. Die Landsleute in Hamburg, im Saarland oder Rheinland-Pfalz stehen vor der Entscheidung, welchem benachbarten Landesverband sie sich anschließen oder ob sie bundesunmittelbare Mitglieder werden. Die mitteldeutschen Verbände sowie der niedersächsische Landesverband müssen gestärkt werden, damit eine landsmannschaftliche Struktur mit eigenen Kompetenzen neu entstehen kann. Der Landesverband Berlin hat erst kürzlich bekräftigt, Mitglied im Bundesverband bleiben zu wollen, trotz schwieriger finanzieller Situation und kleiner werdender Gruppen. Das ist ein gutes Beispiel auch für andere Landesverbände. Nur wer dazu gehört, kann unsere Arbeit auch mitgestalten und beeinflussen. Erfolg werden wir nur gemeinsam haben oder gar nicht!
Lassen Sie uns am 20./21. Juni 2015 in Hannover die stets lebendige Gemeinschaft der Schlesier beweisen! Unter dem Motto „Gemeinsam für Schlesien“ treffen wir uns ausgerechnet am neuen nationalen Gedenktag für die Heimatvertriebenen. Seien Sie im Hannover Congress Centrum (HCC) dabei! Bringen Sie die ganze Familie mit, damit es ein schlesisches Stammesfest der Generationen wird!
Mit den Gedanken bin ich bei all unseren Mitgliedern, die durch Alter und Krankheit nicht mehr aktiv am Leben in unserer Landsmannschaft teilhaben können. Ich wünschen Ihnen Allen Linderung Ihrer Schmerzen und Besserung sowie Gottes Segen und Freude im Herzen für das neue Jahr! Eine Bitte schließe ich meinen Wünschen an: Sorgen Sie in Ihrem Vermächtnis dafür, dass Ihre Kinder und Enkelkinder dereinst Ihre Mitgliedschaft in der Landsmannschaft übernehmen!
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich im Namen des Bundesvorstandes ein frohes Weihnachtsfest sowie ein gesegnetes, gesundes und frohes Jahr 2015! Möge es ein gutes Jahr für unsere Landsmannschaft Schlesien, für Schlesien und uns alle sein!
Schlesien Glückauf!
ps Pressedienst Schlesien Nr. 12/2014
Presseinformationen der Landsmannschaft Schlesien — Nieder- und Oberschlesien e.V.
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