Piesch und Rauhut zur symbolischen Entschädigung: „Später Erfolg für den Arbeitskreis deutsche Zwangsarbeiter“
Zum Beschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages, für die symbolische Entschädigung deutscher Opfer von Zwangsarbeit im/nach dem Zweiten Weltkrieg einen Haushaltsansatz von 50 Mio. Euro bereitzustellen erklären der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier, Willibald J.C. Piesch und der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Stephan Rauhut:
„Mit großer Freude und Genugtuung nehmen wir zur Kenntnis, dass der Deutsche Bundestag nach Jahrzehnte langem, zähen Ringen nun offenbar seiner — insbesondere moralischen — Pflicht nachkommen und zumindest symbolische Anerkennungsbeträge an die zivilen deutschen Zwangsarbeiter leisten will. Diese Menschen, vor allem Frauen, Kinder und Alte, hatten in besonderer Weise dafür zu büßen, dass das verbrecherische Nazi-Regime die Welt in Brand gesteckt hat. Sie wurden unter unmenschlichen Bedingungen zu Zwangsarbeit herangezogen und quasi als menschliche Reparationsleistung missbraucht. Sehr viele davon überlebten nicht. Daher ist es nur recht und billig, dass die Überlebenden für ihr Leid, das über das einfache Kriegsfolgeschicksal hinausgeht, entschädigt werden.
Die Entscheidung, eine symbolische Entschädigungsleistung aufzubringen erfolgt spät und zu einem Zeitpunkt, an dem viele Betroffene nicht mehr leben. Dennoch gilt: Besser spät als nie. Dass dieses überhaupt geschieht, ist insbesondere der langwierigen, akribischen und vor allem hartnäckigen Kleinstarbeit des Arbeitskreises deutsche Zwangsarbeiter (AKDZ) zu verdanken. Dieser wurde am 26. Februar 2000 im Haus Oberschlesien (Hösel) offiziell von der Landsmannschaft der Oberschlesier und der Landsmannschaft Schlesien gegründet. Bald schlossen sich weitere Verbände an. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde klar, deutlich und unnachgiebig die Forderung an die deutschen Bundesregierungen gerichtet, die Menschen, die Unmenschliches leisten mussten, zu entschädigen. Dieser Unnachgiebigkeit ist es zu verdanken, dass zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Landsmann Willibald J.C. Piesch (stellvertretender Sprecher des AKDZ) ein Vertrag besteht, durch den im Bundesarchiv/LAG-Archiv Bayreuth nunmehr 11.200 Namen deutscher Kinder, Frauen und Männer, die 1945 Zwangsarbeit leisten mussten, ad infinitum gesichert sind. Ohne diese zeit- und kostenaufwendige Vorarbeit, insbesondere der beiden schlesischen Landsmannschaften im AKDZ, wäre es heute kaum möglich, den Beschluss des Haushaltsausschusses, der hoffentlich vom Deutschen Bundestag bestätigt wird, umzusetzen. Man darf vielleicht auch sagen: Ohne diese Vorleistung, ohne den AKDZ hätte es diesen Entschädigungsbeschluss nie gegeben.
Hintergrund:
Die Forderung nach einer Entschädigung hat eine längere Vorgeschichte. Spätestens im Mai 1999 begannen die Oberschlesier erste Namen deutscher Zwangsarbeiter zu erfassen. Die Sendung im NDR vom 22. November 1999, in der die Existenz deutscher Zwangsarbeiter verneint wurde, verstärkte den Willen zur Erfassung deutscher Opfer. Schon bald entwickelte sich die Idee, diese Aktivitäten zu institutionalisieren. Dies führte dazu, dass sich am 26. Februar 2000 der Arbeitskreis deutsche Zwangsarbeiter (AKDZ) im Haus Oberschlesien (Hösel) in Ratingen gründete. Gründungsmitglieder waren die Landsmannschaft der Oberschlesier und die Landsmannschaft Schlesien. Sprecher wurde Rudi Pawelka, Willibald J.C. Piesch wurde stellvertretender Sprecher. Dem AKDZ schlossen sich folgende Verbände an:
Sprachinsel Bielitz-Biala
Landsmannschaft Ostpreußen
Landsmannschaft der Banater Schwaben
Pommersche Landsmannschaft
Frauenverband im Bund der Vertriebenen
Landsmannschaft der Donauschwaben
Bund stalinistisch Verfolgter Berlin
Landsmannschaft Berlin-Mark Brandenburg/Ostbrandenburg
Union der Opferverbände der kommunistischen Gewalttäter
Landsmannschaft Weichsel-Warthe
Verband der Deutschen in Nordmähren-Adlergebirge
Deutsche Freundschaftskreise in Oberschlesien
Landsmannschaft der Deutschen aus Russland
Sudetendeutsche Landsmannschaft.
Willibald J.C. Piesch übernahm die Arbeit einer Erfassungsstelle. Seine Arbeit führte dazu, dass die Bundesrepublik Deutschland am 17./20.11.2009 einen Vertrag abschloss, durch den die Namen deutscher Opfer von Zwangsarbeit im Bundesarchiv/LAG-Archiv Bayreuth erfasst und gesichert werden sollten. Piesch übernahm sodann die Aufgabe einer zentralen Erfassungsstelle in Hamburg (ZEH). Er brachte etwa 350.000 Einzel- und Sammelvorgänge ins Bundesarchiv nach Bayreuth. Zurzeit sind durch diesen Vertrag etwa 11.200 Namen von Kindern, Frauen und Männern dort erfasst, die von Zwangsarbeit betroffen waren.
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