Mutter-Anna-Wallfahrt in Neviges 2022
Abbé Thomas Diradourian als Hauptzelebrant und Prediger
Die seit 1995 stattfindende schlesische Mutter-Anna-Wallfahrt zum Mariendom in Velbert-Neviges musste zwei Jahre in Folge, 2020 und 2021, coronabedingt abgesagt werden. Für 2022 im Zuge der einkehrenden Normalität, die immer noch im Schatten des Corona-Virus steht, wurde die diesjährige Mutter-Anna-Wallfahrt traditionsgemäß für den letzten Juli-Sonntag terminiert und durchgeführt.
Nicht nur die Veranstalter, sondern auch die neue Wallfahrtsleitung mit Abbé Thomas Diradourian als leitenden Pfarrer und Wallfahrtsleiter sowie die Pilger aus nah und fern warteten gespannt, ob nach der zweijährigen Zwangspause erneut tausende Pilger nach Neviges kommen. Die Anspannung löste sich alsbald, als sich lange vor dem Beginn des Wallfahrthochamtes der gewaltige Mariendom mit Pilgern füllte. Bereits über eine halbe Stunde vor dem Beginn des Gottesdienstes waren alle Sitzplätze im Mariendom besetzt. Es waren Schlesier, ihre Nachkommen und viele Personen ohne familiären Bezug zu Schlesien. Es waren katholische und auch evangelische Christen, junge und ältere Menschen, die dem „Ruf der Hl. Anna“ folgten.
Äbte, Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe standen seit 1995 diesen schlesischen Wallfahrten vor. 2019, dem Jahr vor der Corona-Pause, zelebrierte die Wallfahrtsmesse ein Ordenspriester vom Zisterzienserkloster in Bochum-Stiepel. Aber auch drei Jahre später oblagen die Zelebration und die Predigt keinem hohen kirchlichen katholischen Würdenträger. Nur ein Zufall?
Abbé Thomas Diradourian, Weltpriester der Priestergemeinschaft Sankt Martin und seit 2019 neuer „Hausherr“ dieses Sanktuariums im Bergischen Land, stand der feierlichen Pilgermesse, die von ihm würdenvoll und andächtig gefeiert wurde, als Zelebrant und Prediger vor. Ein weiterer Priester der Priestergemeinschaft Sankt Martin aus Paris übernahm die Konzelebration. Nach der Pilgerbegrüßung wurde feierlich die Schlesische Pilgerkerze angezündet und gesegnet.
In seiner Predigt ging Abbé Thomas Diradourian u.a. auf Flucht, Vertreibung und Heimatverlust der Schlesier nach 1945 ein. Die Menschen haben Besitz, Heimat, Kontakte und vieles mehr verloren, doch sie nahmen ihren Glauben und ihre Traditionen in dem „unsichtbaren geistigen Fluchtgepäck“ als unverlierbaren Schatz mit. Daran halten sie nun fest, auch in Velbert-Neviges. Er rief die Gottesdienstbesucher dazu auf, an dem Glauben ihrer Eltern und Großeltern festzuhalten, ebenso an ihrer Identität, die es zu pflegen und weiterzugeben gilt.
Der Mariendom war anlassbezogen ausgeschmückt. Überall waren Dekorationselemente zu sehen, die einen schlesischen Bezug aufzuweisen hatten, um das Gefühl einer historischen Wallfahrt zum oberschlesischen Annaberg zu vermitteln. Bergmänner in ihren schwarzen Uniformen, Frauen in schlesischen Trachten sowie zahlreiche Fahnenabordnungen, darunter auch aus Essen, Recklinghausen, Duisburg, Velbert und sogar Kassel, rundeten das optische Erscheinungsbild ab.
In der Kirche selbst, egal ob während der Pilgermesse oder nachmittags bei der feierlichen Schlesischen Marienvesper, wurden inbrünstig die alten schlesischen Kirchen- und Marienlieder mit Freude gesungen. Musikalisch wurden sie mit Bravour begleitet durch Marc-David Schwarz an der Domorgel und das Oberschlesische Blasorchester, die perfektionsvoll die andächtige Stimmungslage der Gottesdienstbesucher erkannten und entsprechend die Musikdarbietungen anpassten. Bei einer schlesischen Wallfahrt muss alles stimmen, vor allem aber der Gottesdienstgesang.
Nach dem Wallfahrtsgottesdienst, dem u.a. der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien Stephan Rauhut, der Präsident der Schlesischen Landesvertretung Peter Beyer MdB, Renate Sappelt und Monika Schultze vom geschäftsführenden Bundesvorstand der Landsmannschaft sowie der NRW-Landesvorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier Andreas Gundrum beigewohnt haben, konnten sich die Besucher schlesischer Wurst- und Kuchenspezialitäten der Firmen Golly und Müller erfreuen, auch wenn sie dafür sehr lange Wartezeit in Kauf nehmen mussten.
Erfreulich ist auch die Tatsache, dass neue Mitglieder für die landsmannschaftliche Arbeit gewonnen werden konnten.
Die Gesamtorganisation dieser Wallfahrt, wie seit 1995, oblag Damian Spielvogel, der als „Ruhepol“ agierte.