Gemeinsam für Schlesien! 65 Jahre Landsmannschaft Schlesien

Königs­win­ter, 04. Mai 2015 | Am 26. März 1950 fand die kon­sti­tu­ie­ren­de Sit­zung unse­rer Lands­mann­schaft Schle­si­en auf Bun­des­ebe­ne im Bun­des­ver­trie­be­nen-Minis­te­ri­um in Bonn-Bad Godes­berg statt. 

Zuvor waren bereits eini­ge Lan­des­grup­pen ent­spre­chend der 1949 neu ent­stan­de­nen Bun­des­län­der gegrün­det wor­den: zum Bei­spiel in Bay­ern, wo sich bereits 1946 eine Ver­ei­ni­gung der Schle­si­er grün­de­te, der aller­dings von der Mili­tär­ver­wal­tung noch die Lizenz ver­wei­gert wurde. 

Der ers­te Bun­des­vor­sit­zen­de Dr. Wal­ter Rin­ke schrieb: „Der Start­schuss für den orga­ni­sa­to­ri­schen Zusam­men­schluss der Schle­si­er war die berühm­te Rede des dama­li­gen US-Außen­mi­nis­ters Byr­nes vom 6. Sep­tem­ber 1946, in der offi­zi­ell und unmiss­ver­ständ­lich erklärt wur­de, dass die Rege­lung der deut­schen Ost­gren­ze, ent­spre­chend den Pots­da­mer Beschlüs­sen, erst im Zuge eines Frie­dens­ver­tra­ges erfol­gen kön­ne; bis dahin gel­ten die Gren­zen von 1937. In die­sem Zusam­men­hang warn­te Byr­nes vor einer unge­rech­ten Grenz­zie­hung; denn — so erklär­te er — nur eine gerech­te Gren­ze sei auch eine dau­er­haf­te Gren­ze. Ähn­li­che Gedan­ken­gän­ge wie Byr­nes ver­trat auch sein Nach­fol­ger, Außen­mi­nis­ter Mar­shall, auf der Mos­kau­er und Lon­do­ner Kon­fe­renz 1947.“ 

Das ers­te Deutsch­land­tref­fen der Schlesier

Unter dem Mot­to „Schle­si­en mel­det sich zu Wort“ fand im Okto­ber 1950 in Köln das ers­te Schle­si­er­tref­fen statt – es nah­men mehr als 150.000 Lands­leu­te teil. „Wir sind stolz dar­auf, als ers­te ost­deut­sche Lands­mann­schaft mit einer so impo­san­ten Kund­ge­bung auf Bun­des­ebe­ne an die Öffent­lich­keit getre­ten zu sein. Das Echo war daher auch ent­spre­chend stark und posi­tiv. Die Mau­er des ver­krampf­ten Schwei­gens war end­lich durch­bro­chen; nie­mand konn­te uns und unse­re wohl­be­grün­de­ten For­de­run­gen mehr über­hö­ren. Die Umwelt erkann­te, dass der Stamm der Schle­si­er nicht erlo­schen ist, dass er lebt und trotz aller Ver­lus­te an Gut und Blut nicht zu kapi­tu­lie­ren bereit ist, son­dern den Kampf um die ange­stamm­te Hei­mat auf­ge­nom­men hat. Köln 1950 war dar­über hin­aus die ers­te gro­ße Wie­der­se­hens­fei­er der in alle Welt ver­streu­ten schle­si­schen Hei­mat­fa­mi­lie.“ schrieb Wal­ter Rin­ke. Die Bun­des­mi­nis­ter Kai­ser und Dr. Lukaschek sowie der Minis­ter­prä­si­dent von Nord­rhein-West­fa­len, Arnold, waren die Haupt­red­ner in Köln. 

Bereits ein Jahr spä­ter, 1951, fand in Mün­chen das nächs­te Bun­des­tref­fen der Schle­si­er statt. Das Mot­to dies­mal lau­te­te „Schle­si­en – eine gesamt­deut­sche Ver­pflich­tung“. Mehr als 200.000 Schle­si­er kamen nach Mün­chen. Kurz zuvor wur­de vom Land Nie­der­sach­sen die Paten­schaft für die Lands­mann­schaft Schle­si­en – Nie­der- und Ober­schle­si­en – über­nom­men. 1952 tra­fen sich dann in Han­no­ver bereits mehr als 300.000 Schle­si­er zum drit­ten Deutschlandtreffen. 

Mot­tos gel­ten heu­te noch

Die Mot­tos der ers­ten Jah­re gel­ten auch heu­te noch. Schle­si­er und Schle­si­en mel­den sich wei­ter­hin zu Wort und Schle­si­en bleibt wei­ter­hin eine gesamt­deut­sche Ver­pflich­tung. Dar­an ändert weder der 2+4‑Vertrag von 1990 etwas, noch die Tat­sa­che, dass die Erleb­nis­ge­ne­ra­ti­on von Flucht und Ver­trei­bung in die Jah­re gekom­men ist und lang­sam abtritt. Ver­ein­zel­te Resi­gna­ti­on der Erleb­nis­ge­ne­ra­ti­on und das Ver­säum­nis der letz­ten Jahr­zehn­te, die Mehr­heit der Kin­der und Enkel der Ver­trie­be­nen eng an ihre schle­si­sche Iden­ti­tät zu bin­den, darf uns nicht blind dafür machen, dass Schle­si­en einen wesent­li­chen Anteil am gesamt­deut­schen Erbe hat und behält. Deutsch­land und Euro­pa sind ohne Schle­si­en und die Schle­si­er nicht denkbar. 

Des­halb obliegt es im 70. Jahr nach der Ver­trei­bung und im 65. Jahr des ers­ten Deutsch­land­tref­fens nun uns, den nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen die­ses Erbe wei­ter­zu­ge­ben. Nicht nur bei Nach­kom­men von Schle­si­ern, son­dern bei allen Deut­schen, gilt es, eine Begeis­te­rung zu ent­zün­den, die wei­te­re Gene­ra­tio­nen mit­reißt für Schle­si­en ein­zu­tre­ten. Anders als ande­ren deut­schen Stäm­men oder euro­päi­schen Volks­grup­pen hat uns das Schick­sal eine wei­te­re Auf­ga­be auf­er­legt, näm­lich zu unse­ren Nach­barn, die heu­te unse­re Hei­mat bewoh­nen, die Brü­cken zu pfle­gen, die unse­re Vor­fah­ren bereits geschla­gen haben. Damit durch zen­tra­lis­ti­sche, natio­nal­so­zia­lis­ti­sche und natio­na­lis­tisch-kom­mu­nis­ti­sche Regime nie wie­der Ver­bre­chen wie Mas­sen­mord und Ver­trei­bun­gen gesche­hen kön­nen, ist es unse­re Auf­ga­be, ein Euro­pa im Geis­te der Frei­heit und des Rechts zu bau­en, ein Euro­pa der Regio­nen und der Volks­grup­pen, ein Euro­pa mit Recht auf die Heimat. 

Aktu­el­les Schlesiertreffen

Das Schle­si­er­tref­fen 2015 in Han­no­ver bie­tet die Gele­gen­heit, die Gemein­schaft aller Schle­si­er in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, in Schle­si­en, in der Repu­blik Polen und welt­weit zu erneu­ern und neu zu fes­ti­gen. Alle schle­si­schen Hei­mat­grup­pen, alle schle­si­schen Stamm­ti­sche, alle schle­si­schen Arbeits­ge­mein­schaf­ten, alle schle­si­schen Kul­tur­ein­rich­tun­gen, Stif­tun­gen und alle sons­ti­gen Gemein­schaf­ten, die sich mit Schle­si­en befas­sen, so klein sie auch sei­en, sind auf­ge­for­dert und ein­ge­la­den, ihre Gemein­sam­kei­ten vor ihre Ver­schie­den­hei­ten zu stel­len und vom 19. – 21. Juni 2015 in Han­no­ver dabei zu sein. Auch sind wir alle auf­ge­for­dert, eine Debat­te dar­über zu füh­ren, wie wir unse­re Orga­ni­sa­tio­nen und Inter­es­sen so zusam­men­füh­ren kön­nen, dass eine gestärk­te, moder­ne Orga­ni­sa­ti­on der Schle­si­er in Deutsch­land und Euro­pa geschaf­fen wer­den kann, die auch in den kom­men­den Jahr­zehn­ten in der Lage ist, die Inter­es­sen Schle­si­ens und der Schle­si­er zu ver­tre­ten. Wenn wir die Zukunft Schle­si­en nicht mit beein­flus­sen, wer­den es ande­re tun. Las­sen Sie uns gemein­sam die Her­aus­for­de­rung anneh­men! Ein prall gefüll­tes Kon­greß­zen­trum Han­no­ver wird dafür ein wich­ti­ges Signal an alle Zögern­den sowie an alle die­je­ni­gen sein, denen es schon Recht wäre, wenn Schle­si­en und das den Schle­si­ern zuge­füg­te Unrecht ver­ges­sen wer­den würde. 

„Gemein­sam für Schlesien!“ 

Zei­gen wir Deutsch­land und der Welt, dass Schle­si­en lebt! 

Hal­ten wir es mit Eichen­dorff: „Wo ein Begeis­ter­ter steht, dort ist der Gip­fel der Welt!“ 

Ste­phan Rau­hut, Bundesvorsitzender


ps Pres­se­dienst Schle­sien Nr. 01/2015
Pres­se­in­for­ma­tio­nen der Lands­mann­schaft Schle­sien — Nie­der– und Ober­schle­sien e.V.
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