Frühjahrs- und Osterbrauchtum in Schlesien

(Foto: Ber­na­dett Fischer)

Nach dem in Schle­si­en deut­lich ruhi­ger gefei­er­ten Kar­ne­val – Fasching genannt – zu dem man sich vor allem auf Mas­ken­bäl­len und Kos­tüm­fes­ten traf, begann “die lan­ge Fas­te”. Unter­bro­chen wur­de die­se ent­beh­rungs­rei­che Zeit am drit­ten Sonn­tag vor Ostern, an Lät­are. An die­sem Sonn­tag zogen die Kin­der in Schle­si­en mit ihren bunt ver­zier­ten Som­mer­ste­cken sin­gend von Haus zu Haus und beka­men dort Süßig­kei­ten, Obst und „Bee­gla, ein spe­zi­ell zu die­sem Anlass her­ge­stell­tes Schaumgebäck.

Für die Bewoh­ner Warm­brunns und der Umge­bung hielt die vor­ös­ter­li­che Zeit ein wei­te­res fröh­li­ches Ereig­nis bereit. All­jähr­lich am Palm­sonn­tag fand dort der Tall­sack­markt statt. Her­vor­ge­gan­gen aus der Bewir­tung der am Palm­sonn­tag nach Warm­brunn gekom­me­nen Kir­chen­be­su­cher, hat er sich über die Jahr­hun­der­te zu einem gro­ßen Volks­fest ent­wi­ckelt. Bekannt sind vor allem die dort ange­bo­te­nen Pfef­fer­ku­chen­män­ner gewe­sen, die “Tall­sä­cke”.

Die Kar­wo­che und das Oster­fest selbst sind beson­ders reich an Tra­di­tio­nen und Bräu­chen, die oft loka­le Unter­schie­de auf­wei­sen. So zogen in man­chen Regio­nen Schle­si­ens die Kin­der statt an Lät­are am Grün­don­ners­tag mit den, mit bun­ten Papier­strei­fen, Papier­blu­men und Bän­dern geschmück­ten Som­mer­bäum­chen durchs Dorf und heisch­ten mit dem Ruf „Seid geba­ta üm a Grien­dusch!“ ihre Gaben. Wie in vie­len katho­li­schen Regio­nen Deutsch­lands, zogen auch in Schle­si­en an Kar­frei­tag, wenn die Glo­cken schwie­gen, die jun­gen Leu­te mit Rat­schen und Klap­pern durch den Ort, um die Leu­te zum Got­tes­dienst zu rufen.

(Foto: Archiv Haus Schlesien)

Natür­lich war es auch hier Brauch ein­an­der gefärb­te Eier zum Oster­fest zu schen­ken. Berühmt sind vor allem die kunst­vol­len, in Ober­schle­si­en gefer­tig­ten Eier, bei denen die Moti­ve mit dün­nen Nadeln oder Mes­sern in die bunt gefärb­ten Eier geritzt wer­den. Das Ergeb­nis sind fili­gra­ne Mus­ter, die regio­na­le Unter­schie­de aufweisen.

Ein eben­falls weit ver­brei­te­ter Oster­brauch ist das Schmack­os­tern. Am Oster­mon­tag gin­gen tra­di­tio­nell die jun­gen Bur­schen schon früh zu ihren Mäd­chen und gaben ihnen mit selbst­ge­fer­tig­ten Ruten leich­te Schlä­ge auf die unbe­deck­ten Arme und Bei­ne. Durch das Schla­gen soll­ten nicht nur die Frucht­bar­keit, son­dern auch die Kraft und Tüch­tig­keit der zur Arbeit unent­behr­li­chen Glie­der geför­dert wer­den. Die dabei benutz­te Rute hieß „Schmack­os­ter“ und bestand aus meh­re­ren zusam­men­ge­dreh­ten, mit bun­ten Papier­schnit­zeln dicht durch­floch­te­nen Weidenruten.

Für vie­le Kin­der und Jugend­li­che hielt die Früh­lings­zeit noch einen wei­te­res wich­ti­ges Ereig­nis bereit: So gin­gen tra­di­tio­nell die jun­gen Pro­tes­tan­ten am Palm­sonn­tag zur Kon­fir­ma­ti­on, die in der katho­li­schen Kir­che gefei­er­te ers­te hei­li­ge Kom­mu­ni­on wur­de meist am Sonn­tag nach Ostern gefeiert.

Sil­ke Find­ei­sen, Haus Schlesien