Ein schlesisches Herz schlägt nicht mehr — Nachruf auf Prof. Dr. Michael Pietsch

Prof. Dr. Micha­el Pietsch

Micha­el Pietsch wur­de als Kind ver­trie­be­ner Schle­si­er, sei­ne Eltern stam­men aus der Graf­schaft Glatz sowie dem Wal­den­bur­ger Berg­land, am 28. Juli 1958 in Kas­sel gebo­ren. Sein Vater, Joseph Pietsch, ist bereits am 3. Febru­ar 2021 gestorben.

Nach dem Wehr­dienst stu­dier­te er 1979 – 1985 Medi­zin, Che­mie sowie Katho­li­sche Theo­lo­gie an den Uni­ver­si­tä­ten Darm­stadt, Mainz und Inns­bruck. Im Jah­re 1986 erfolg­te die Pro­mo­ti­on an der Uni­ver­si­tät Mainz, an die sich eben­da eine Wei­ter­bil­dung zum Fach­arzt für Hygie­ne und Umwelt­me­di­zin und an der Uni­ver­si­tät Ham­burg zum Tro­pen­me­di­zi­ner und Para­si­to­lo­gen anschloss. Es folg­te im Jah­re 1994 die Habi­li­ta­ti­on an der Uni­ver­si­tät Greifs­wald, die Ernen­nung zum Pro­fes­sor im Jah­re 2004 sowie die Ehren­dok­tor­wür­de der Uni­ver­si­tät Woro­nosch im Jah­re 2006.

Poli­tisch enga­gier­te sich Prof. Pietsch für die CDU im Main­zer Stadt­rat und war seit 2014 im Bun­des­fach­aus­schuss Gesund­heit und Pflege.

Doch den meis­ten Schle­si­ern ist er weni­ger als Medi­zi­ner als viel­mehr als Strei­ter für die Schle­si­er und für Schle­si­en bekannt: Von 2002 bis 2013 war er Prä­si­dent der Schle­si­schen Lan­des­ver­tre­tung, wer sei­ne sou­ve­rä­ne Lei­tung der Deutsch­land­tref­fen der Schle­si­er in Nürn­berg und Han­no­ver erlebt hat, dem blei­ben Schlag­fer­tig­keit und Wort­witz ver­bun­den mit immensem Wis­sen beson­ders im Gedächt­nis. Seit 2005 ver­trat Prof. Pietsch die Lands­mann­schaft Schle­si­en in der Jury des Kul­tur­prei­ses Schle­si­en des Lan­des Nie­der­sach­sen, seit 2009 gehör­te er dem Stif­tungs­rat der Stif­tung „Deut­sche Kul­tur im öst­li­chen Euro­pa“ und seit 2013 dem Stif­tungs­rat des Schle­si­schen Muse­ums zu Gör­litz an. Zudem war er Mit­glied der Stu­den­ten­ver­bin­dung Salia Sile­sia zu Gleiwitz.

Im Jah­re 2008 folg­te sei­ne Wahl zum Vize­prä­si­den­ten des Ver­eins Haus Schle­si­en und 2016 zum Prä­si­den­ten. Unter sei­ner Ägi­de erfolg­te die behut­sa­me Reno­vie­rung der in die Jah­re gekom­me­nen Räu­me und Zim­mer, was im Ange­sicht eines so alten und denk­mal­ge­schütz­ten Hau­ses nicht ein­fach ist. Er zeich­ne­te, zusam­men mit ande­ren Vor­stands­mit­glie­dern und Mit­ar­bei­tern des Hau­ses Schle­si­en, ver­ant­wort­lich für die Neu­ge­stal­tung des Doku­men­ta­ti­ons- und Infor­ma­ti­ons­zen­trums (DIZ) des Hau­ses Schlesien.

Prof. Micha­el Pietsch war auch Autor zahl­rei­cher Bücher und Publi­ka­tio­nen, die nicht nur sein medi­zi­ni­sches Fach­ge­biet abdeck­ten, son­dern auch Schle­si­en zum Inhalt hatten.

Die Stadt Mainz ehr­te ihn für sein lang­jäh­ri­ges kom­mu­nal­po­li­ti­sches Enga­ge­ment mit dem Ehren­ring. Nach der Ehren­bür­ger­wür­de han­delt es sich dabei um die zweit­höchs­te Ehrung der rhein­land-pfäl­zi­schen Lan­des­haupt­stadt. Die Lands­mann­schaft Schle­si­en ver­lieh ihm für sei­nen Ein­satz für Schle­si­en und die Lands­mann­schaft das Schlesierkreuz.

Der Ver­stor­be­ne war ein tief­gläu­bi­ger und prak­ti­zie­ren­der Katho­lik. Sein Glau­ben hat ihm sehr viel Halt in sei­nem Leben und zuletzt wäh­rend sei­ner Krank­heit gegeben.

Prof. Micha­el Pietsch starb nach schwe­rer Krank­heit am 22. Sep­tem­ber 2022 in Mainz. Er war ver­hei­ra­tet und hin­ter­lässt sei­ne Frau und drei Töchter.

Unse­re Gedan­ken und Gebe­te gel­ten der Fami­lie des Verstorbenen.

Dami­an Spielvogel