Deutschlandtreffen der Schlesier setzt starkes Zeichen für die Zukunft

40. Deutsch­land­tref­fen der Schle­si­er in Han­no­ver begeis­tert mit kul­tu­rel­ler Viel­falt und poli­ti­schen Impul­sen – 75 Jah­re Paten­schaft des Lan­des Nie­der­sach­sen fei­er­lich gewürdigt

Königswinter/Hannover, im Juni 2025 Rund um das Pfingst­wo­chen­en­de wur­de Han­no­ver zum Zen­trum schle­si­scher Iden­ti­tät: Vom 6. bis 8. Juni fand dort das 40. Deutsch­land­tref­fen der Schle­si­er unter dem Mot­to „Schlesien.Gemeinsam.Zukunft.“ mit zahl­rei­chen Ehren­gäs­ten aus der Lan­des- und Kom­mu­nal­po­li­tik, den Ver­trie­be­nen­ver­bän­den, Lands­mann­schaf­ten, zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen, Kir­chen und dem Sport statt. Dabei stand das Tref­fen ganz im Zei­chen des 75-jäh­ri­gen Grün­dungs­ju­bi­lä­ums der Lands­mann­schaft Schle­si­en sowie der Paten­schaft des Lan­des Nie­der­sach­sen, das seit einem Drei­vier­tel­jahr­hun­dert eng an der Sei­te der Schle­si­er steht.

Das Deutsch­land­tref­fen der Schle­si­er 2025 hat gezeigt, wie leben­dig schle­si­sche Kul­tur auch 80 Jah­re nach Flucht und Ver­trei­bung ist. Schle­si­en lebt. Mit dem dies­jäh­ri­gen Deutsch­land­tref­fen konn­te auch für die Schle­si­er und ihre Nach­kom­men eine Art Zei­ten­wen­de ein­ge­läu­tet wer­den“, erklär­te Ste­phan Rau­hut, Bun­des­vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en. „Wir konn­ten vie­le jun­ge Men­schen in Han­no­ver begrü­ßen, die erst­mals bei einem Deutsch­land­tref­fen waren und neu­gie­rig auf der Suche nach ihren schle­si­schen Wur­zeln sind“, so Rau­hut weiter.

Auch Bun­des­ge­schäfts­füh­rer Dami­an Spiel­vo­gel, ver­ant­wort­lich für die Orga­ni­sa­ti­on des Tref­fens, zeig­te sich hoch­zu­frie­den: „Wir konn­ten die Zahl der Besu­cher gegen­über 2023 noch ein­mal leicht steigern.“

Lan­des­re­gie­rung wür­digt 75 Jah­re geleb­te Patenschaft

Bereits am Frei­tag hat­te das Jubi­lä­ums­wo­chen­en­de mit einem beson­de­ren Höhe­punkt begon­nen: Nach dem öku­me­ni­schen Eröff­nungs­got­tes­dienst in der Markt­kir­che luden Nie­der­sach­sens Minis­ter­prä­si­dent Olaf Lies und Lan­des­be­auf­trag­ter für Migra­ti­on und Teil­ha­be Deniz Kur­ku MdL am Abend zu einem fest­li­chen Emp­fang in das Gäs­te­haus der Lan­des­re­gie­rung. Anlass war das 75-jäh­ri­ge Bestehen der Paten­schaft des Lan­des Nie­der­sach­sen für die Lands­mann­schaft Schle­si­en. In stil­vol­ler Atmo­sphä­re wür­dig­ten zahl­rei­che Ehren­gäs­te die­ses außer­ge­wöhn­li­che und his­to­risch bedeut­sa­me Band zwi­schen Land und Lands­mann­schaft, das seit 1950 besteht.

Star­ke poli­ti­sche Signa­le – Nie­der­sach­sen steht zur Patenschaft

Höhe­punkt des Wochen­en­des war die gro­ße Fest­ver­an­stal­tung am Sams­tag­mit­tag im Han­no­ver Con­gress Cen­trum (HCC), die nach dem Ein­zug der Fah­nen­trä­ger und Trach­ten­grup­pen von Dr. Gott­hard Schnei­der, Alt-Prä­si­dent der Schle­si­schen Lan­des­ver­tre­tung, eröff­net wurde.

Neben der Nie­der­säch­si­schen Minis­te­rin für Inne­res und Sport Danie­la Beh­rens und dem Minis­ter für Wirt­schaft, Ver­kehr und Bau­en Grant Hen­drik Ton­ne, dem Bot­schaf­ter der Mon­go­lei Man­dakh­bi­leg Bir­vaa sowie dem Nie­der­säch­si­schen Lan­des­be­auf­trag­ten für Migra­ti­on und Teil­ha­be Deniz Kur­ku konn­te Alt-Prä­si­dent Dr. Gott­hard Schnei­der zahl­rei­che wei­te­re Ehren­gäs­te begrü­ßen, dar­un­ter die stell­ver­tre­ten­de CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de im Nie­der­säch­si­schen Land­tag Vero­ni­ka Bode MdL, Gene­ral­su­per­in­ten­dent i.R. Mar­tin Her­che und Kon­sis­to­ri­al­rat Pfar­rer Chris­toph Lind­ner als Ver­tre­ter der evan­ge­li­schen und katho­li­schen Kir­che sowie die Schle­si­er­schild­trä­ge­rin und ehe­ma­li­ge Hes­si­sche Lan­des­be­auf­trag­te für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spät­aus­sied­ler Mar­ga­re­te Zieg­ler-Rasch­dorf. Wei­te­re Will­kom­mens­grü­ße gal­ten Pro­fes­sor Karl Bor­chardt von der Stif­tung Kul­tur­werk Schle­si­en, Maria Hora aus dem Bun­des­vor­stand der Lands­mann­schaft der Ober­schle­si­er (LdO), dem LdO-Lan­des­vor­sit­zen­den Hart­mut Kling­beu­tel sowie dem Bun­des­vor­sit­zen­den der Lands­mann­schaft Schle­si­en Ste­phan Rau­hut und den Bun­des­vor­stands­mit­glie­dern Dr. Heinz-Wer­ner Fle­ger, Rena­te Sap­pelt und Tobi­as Schulz. Begrüßt wur­den eben­falls Mar­tin Lip­pa als Ver­tre­ter der deut­schen Min­der­heit aus Schle­si­en, die ARD-Redak­teu­rin und Mode­ra­to­rin Peg­gy Patzschke sowie der Pro­fi­spie­ler von MSV Duis­burg Jan-Simon Symalla.

Mit gro­ßem Applaus wur­de das Gruß­wort des Bot­schaf­ters der Mon­go­lei Man­dakh­bi­leg Bir­vaa bedacht, der in sei­ner Anspra­che an die Schlacht von Lie­gnitz im Jah­re 1241 erin­ner­te, bei der ein mon­go­li­sches Heer die ver­ein­ten deutsch-pol­ni­schen Trup­pen besieg­te. Auch wenn es vor 800 Jah­ren nicht das vor­ran­gi­ge Ziel der Nach­fah­ren Dschin­gis Khans gewe­sen sei, Schle­si­en zu erobern, son­dern die gesam­te damals bekann­te Welt, ent­schul­dig­te sich der Bot­schaf­ter und bat um Ver­ge­bung für das Leid, das Mon­go­len auch Schle­si­ern zuge­fügt hätten.

Danie­la Beh­rens, Nie­der­sach­sens Minis­te­rin für Inne­res und Sport, unter­strich in ihrer Rede die his­to­ri­sche Ver­ant­wor­tung und Bedeu­tung der Paten­schaft ihres Bun­des­lan­des:
„Nie­der­sach­sen hat den Schle­si­ern und Schle­si­en viel zu ver­dan­ken. Dass sich Nie­der­sach­sen so gut ent­wi­ckelt hat, hat auch was mit den Schle­si­ern zu tun.“

Video­gruß­bot­schaf­ten sen­de­ten der Minis­ter­prä­si­dent des Frei­staa­tes Sach­sen Micha­el Kret­schmer sowie Rafał Jan Bar­tek, Vor­sit­zen­der der Sozi­al-Kul­tu­rel­len Gesell­schaft der Deut­schen im Oppel­ner Schle­si­en und Vor­sit­zen­der des Regio­nal­par­la­men­tes der Woi­wod­schaft Oppeln.

Im Anschluss an die offi­zi­el­len Anspra­chen folg­te am Nach­mit­tag eine pro­mi­nent besetz­te Podi­ums­dis­kus­si­on, die neue Per­spek­ti­ven auf Iden­ti­tät und Erin­ne­rungs­kul­tur eröff­ne­te. Bun­des­vor­sit­zen­der Ste­phan Rau­hut mode­rier­te das Gespräch, an dem unter ande­rem Deniz Kur­ku, Nie­der­säch­si­scher Lan­des­be­auf­trag­ter für Migra­ti­on und Teil­ha­be, die ARD-Jour­na­lis­tin und Autorin Peg­gy Patzschke sowie Moritz Wolff als Ver­tre­ter der Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on „Jun­ges Schle­si­en“ teil­nah­men. Patzschke, bekannt durch ihr viel­be­ach­te­tes Buch „Bis ans Meer“, schil­der­te ein­drück­lich, wie wich­tig per­sön­li­che Geschich­ten und fami­liä­re Erin­ne­run­gen für die Wei­ter­ga­be kul­tu­rel­ler Iden­ti­tät an jün­ge­re Gene­ra­tio­nen sei­en. Die Dis­kus­si­on zeig­te, dass die Fra­gen nach Her­kunft und Zuge­hö­rig­keit längst nicht mehr nur älte­re Gene­ra­tio­nen betref­fen, son­dern heu­te auf neue Wei­se ver­han­delt werden.

Mit gro­ßer Vor­freu­de wur­de am spä­ten Nach­mit­tag der tra­di­tio­nel­le Hei­mat­abend erwar­tet, der ein­mal mehr zu einem der emo­tio­na­len Höhe­punk­te des Tref­fens wur­de. Die Ver­an­stal­tung wur­de erneut von Anne­lie­se Wosch­ke, Bun­des­kul­tur­be­auf­trag­te der Lands­mann­schaft Schle­si­en, orga­ni­siert und mit gro­ßer Herz­lich­keit mode­riert. Der fei­er­li­che Fah­nen­ein­zug und das gemein­sa­me Sin­gen von „Kehr ich einst zur Hei­mat wie­der“ sowie dem Rie­sen­ge­birgs­lied „Blaue Ber­ge“ stimm­ten die Gäs­te auf einen bewe­gen­den Abend ein. Die Arbeits­ge­mein­schaft Schle­si­scher Trach­ten­grup­pen (ARGE) begeis­ter­te mit tän­ze­ri­schen Dar­bie­tun­gen, musi­ka­lisch beglei­tet von den Alves­ro­der Deis­ter­mu­si­kan­ten. Lite­ra­ri­sche Bei­trä­ge, schle­si­sche Mund­art und humor­vol­le Erin­ne­run­gen an das Leben in der „guten alten Zeit“ sorg­ten für aus­ge­las­se­ne Stim­mung. Beson­ders Susan­ne Acker­mann brach­te mit Anek­do­ten in schle­si­scher Mund­art das Publi­kum immer wie­der zum Schmun­zeln. Die geschick­te Mischung aus Musik, Tanz, Lyrik und Witz mach­te den Abend kurz­wei­lig – und zu einem leben­di­gen Bekennt­nis zur schle­si­schen Kultur.

Den fest­li­chen Abschluss des Deutsch­land­tref­fens bil­de­te am Sonn­tag­vor­mit­tag ein Pon­ti­fi­kal­amt mit Weih­bi­schof em. Heinz-Gün­ter Bon­gartz sowie ein evan­ge­li­scher Abend­mahls­got­tes­dienst unter der Lei­tung von Gene­ral­su­per­in­ten­dent i. R. Mar­tin Her­che. Bei­de Got­tes­diens­te stan­den – wie das gesam­te Wochen­en­de – im Zei­chen der Erin­ne­rung, der Gemein­schaft und der Hoff­nung auf eine gemein­sa­me Zukunft über Gene­ra­tio­nen hinweg.